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PROJEKT SPERLING Nr. 36 - 27. September 2007: POESIE  DER  GEGENSÄTZE

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Fríe buñuelos

Sus rizos tan dorados

como el aceite

 

 

Er bäckt Krapfen

 Seine Locken so goldgelb

wie das Öl

 

 

 

Susana Benet

 

 

 

 

 

 

 

 

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[ Zitat Fernando Pessoa: Poesie ist in allem … ]

 

 

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Anmerkungen

 

Über Susana Benet - Psychologin, Gestalttherapeutin und Logopädin, die auch unter dem Pseudonym Palmira veröffentlicht – vgl. Ausgabe Nr. 19. Dr. Vicente Haya, Schüler des japanischen Meisters Reiji Nagakawa und Religionswissenschaftler an der Universität Sevilla, hat ihr heutiges Gedicht in seine Auswahl der dreißig von ihm bevorzugten Haiku spanischer Sprache aufgenommen. Er schreibt darüber: „Es besitzt die elegante Ungeschliffenheit primitiver afrikanischer Kunst. Trotz seiner Derbheit sollten wir es nicht voreilig unterschätzen, denn es erfüllt eine der komplexesten Regeln des gelungenen japanischen Haiku, indem es Gegensatzpaare wie Öl - Haar oder Essbares - Locken zulässt und darin integriert.“

Einem winzigen Gedicht gelingt somit mühelos, was seit Jahrhunderten zu den Problemen der westlichen und östlichen Philosophie sowie des menschlichen Lebens gehört: die Vereinigung der Gegensätze und des an sich Unvereinbaren, coincidentia oppositorum, die Schaffung einer Ganzheit, die sich hinter den widersprüchlichen Phänomenen der sogenannten Wirklichkeit zu verbergen scheint. Bleibt zu ergänzen, dass im Spanischen die Verbform „fríe“ und das Possessivpronomen „su“ nicht zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Sie können „er / sie bäckt“ bzw. „sein / ihr“ bedeuten. Ein interessanter Zug in einem Gedicht, das mit „unvereinbaren“ Gegensätzen spielt. Zitiert nach Luis Corrales und Vicente Haya (Hrsg.): Poetas de Corazón Japonés. Antología de Autores de “El Rincón del Haiku.” Salamanca 2005, S. 92-93. Ausgewählt und übertragen von Luis Corrales Vasco und Hubertus Thum.

 

Mit dem portugiesischen Autor Fernando Pessoa befasste sich Ausgabe Nr. 35. Zitiert nach Fernando Pessoa: Dokumente zur Person und ausgewählte Briefe. Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Georg Rudolf Lind. Zürich 1988, S. 20.

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING Nr. 36 - 27. September 2007: POESIE  DER  GEGENSÄTZE

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