[Das Journal]  [Kurzgedicht der Woche]  [Archiv]  [Maghrebinische Gedichte]  [Sperling]  [Texte]  [Impressum]  [News]  [Links]

 

PROJEKT SPERLING  Nr. 54 - 14. Februar 2008:  VERHÄNGTE  HERRLICHKEIT

|

 

 

 

 

Winternacht

Mein Atem verliert sich

zwischen den Sternen

 

 

 

 

Claudia Brefeld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.......................................................................................................................................................................

 

 

Es ist sehr gut denkbar, dass die Herrlichkeit des Lebens um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereitliegt, aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub. Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie ... 

 

Franz Kafka

 

 

.......................................................................................................................................................................

 

 

Anmerkungen

 

Von Claudia Brefeld, 1956 in Westfalen geboren, wurden bereits mehrere Arbeiten im Sperling veröffentlicht. Auf ihrer Homepage http://artgerecht-und-ungebunden.de präsentiert sie Zeugnisse ihres vielseitigen Talents, darunter auch Aphorismen, Lyrik, Kurzgeschichten und grafische Arbeiten. Mit der Kamera spürt sie den ästhetischen Reizen kleiner Bildausschnitte sowie ungewöhnlicher Perspektiven nach und lässt die stummen Dinge sprechen. Zu ihrem heutigen Haiku schrieb sie mir: „Was mich an einer Sternennacht am meisten fasziniert? Ich sehe nicht die Sterne, wie sie in diesem Augenblick sind, sondern erlebe einen Himmel, an dem jeder einzelne Stern mir seine Vergangenheit zeigt.“    

 

Mit unvergesslichen Erzählungen und Romanen hat Franz Kafka (1883 – 1924) Literaturgeschichte geschrieben. Weniger bekannt sind die bedeutenden Tagebücher und Aphorismen, in denen er sich als Meister präzisester Sprachgebilde und kleinster Formen erwies. In ihnen, besonders im Quartheft der Zürauer Aphorismen, wagte er den Schritt, den er später als „Ansturm gegen die letzte irdische Grenze“ bezeichnet hat. Was dem 19. Jahrhundert, was Dichtern und Schriftstellern wie Henry David Thoreau und Walt Whitman noch möglich war, das Ahnen und die Anrufung der „unverhängten Herrlichkeit“ und des „Unzerstörbaren“, musste der entwurzelte Mensch des 20. Jahrhunderts in einem mühsamen und manchmal ausweglos erscheinenden Prozess erst wieder entdecken. Zitiert nach Franz Kafka: Tagebücher 1910 – 1923. Herausgegeben von Max Brod. Frankfurt am Main 1986, S. 339 (Eintrag vom 18. Oktober 1921).

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING  Nr. 54 - 14. Februar 2008:  VERHÄNGTE  HERRLICHKEIT

|